Warum bin ich symmetrisch?

 

 

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Der Evolutionsschritt zu bilateral-sym­metrischen Körperformen vollzog sich in zeitlicher Nähe zum Aufkommen zentra­ler Nervensysteme. Diese Entwicklung war Wegbereiter für die kambrische Explosion der Artenvielfalt vor 540 Millionen Jahren.

 

Relevant für die Symmetrie-Entstehung ist die Gliederung in Beuger- und Strecker-Muskeln. Alle Muskeln des Körpers sind damit als Gegenspieler – Agonist und Anta­gonist – angeordnet. Das Gegenspieler-Prinzip erlaubt die kontrollierte Positionierung von Körper­elementen bis zur Fein-Motorik. Es erlaubt dem Gehirn ein Erlernen des Körpers: Was ist wo und wie lassen sich unterschiedliche Reize einordnen …

 

Beuger- und Strecker-Muskeln sind Grundbausteine der symmetrischen Körperform.                            https://www.integration4.com

Zentrales Nervensystem ist der Treiber 

 

 

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Aus den Zellen des seit den Bilateria zusätzlichen Keim­blatts, dem Mesoderm, der Embryo-Entwicklung gehen Knochen, Muskulatur, Bindegewebe hervor. Im Keimblatt-Stadium zeichnen sich rechts und links der Symmetrie­achse Zellknoten, die Somiten, als „Urwirbel“ ab.

 

Aus dem Ektoderm gehen alle Nervenzellen hervor. Die Inner­vierung der Haut trägt zur Sensorik bei, die wir bewusst wahrneh­men. Die affe­renten, aufsteigenden Nervenbahnen werden für jedes Körpersegment in Spinalgang­lien des Rücken­marks gebündelt und von dort auf Nerven­zellen im sen­siblen, dorsalen Teil des Rücken­marks weiterver­schaltet oder gleich über die Hinterstrang­bahn zum Thalamus des Gehirns.

 

Das zentrale Nervensystem als Basis bewusster Wahr­neh­mung ist Treiber bilateral-symmetrischer Körper.

 

Bündelung von Nervenreizen über das Rückenmark zum ZNS.                                                               https://www.kruegerGold.de

 

Wechselwirkung gegenüberliegender Körperteile

 

 

 

 

 

    

 

 

 

Nervenzellen bzw. Neurone leiten Reize weiter. Die Reizübertra­gung auf ein anderes Neuron erfolgt vorherrschend über chemische Synapsen. Diese verwenden Botenstoffe, die das Aktionspotenzial eines Ziel-Neurons sowohl steigern als auch hemmen können. Reflexe resultieren aus schnell wirkenden Verschaltungen im Rücken­mark. Das kann über ein Zwischenneuron erfolgen, wie etwa beim Kniescheibenreflex.

 

Zu den in Agonisten- und Antagonisten ein­geteilten Muskeln gibt es eine symmetrische Wechselwirkung gegenüberliegender Körper­seiten. Bei Auslösung eines direkten Agonist-Reflexes, mit zugleich hemmender Ansteue­rung (im Bild: ‚-‘) des Antagonisten, wird parallel ein Antagonist-Reflex (im Bild: ‚+‘) des symmetrisch entspr. Muskelpaars auf der gegenüberliegenden Körperseite ausgelöst.

 

Reflexe zeigen symmetrische Wechselwirkung gegenüberliegender Körperseiten.                                          https://www.kruegerGold.de

 

Verschaltung des Nervensystems ist der Schlüssel

 

Die zum Rückenmark gelangenden sensiblen Reize transportieren zwei grundsätzliche Informationsarten:

 

1.   Protopathische Informationen signalisieren Schmerz, Hitze, Kälte, grobe Stellungsverschie­bungen als Bedrohungen der Vitalsphäre;

2.   Epikritische Informationen signalisieren Druck, Berührung und Stellungssinn und geben so ein differenzierteres Bild des Körpers.

 

Protopathische Signale gelangen über Vorder­seiten­strangbahn weiter zum Gehirn, epikritische über Hinter­seitenstrang und lemniskales System.

 

Eingangsstelle für sensible Signale ist der Nucleus VPL im Thalamus der gegenüberliegenden Körperseite. Jedes protopathi­sche Signale erreicht ein Zwischen­neuron mit direkter Verschaltung zum sensorischen Cortex. Pro­topathische Signale lösen einen Agonist-Reflex auf ihrer Körperseite aus und wechseln auf Ebene des Rückenmarks zur anderen Seite. Von da aktivieren sie symmetrisch passende Antagonisten.

 

Die Verschaltung des ZNS im Rückenmark ermög­licht den Lernprozess im Gehirn und ist Schlüssel zu bilateral-symmetrischen Körperformen.

 

Verschaltung des ZNS im Rückenmark ist Schlüssel zum Symmetrie-Konzept.                                                 https://www.kruegerGold.de

Lernprozess und symmetrische Gestalt hängen zusammen

 

 

 

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Am Anfang des Lernprozesses im Gehirn steht das Erlernen des eigenen Körpers, des Was-ist-wo. Grundlage sind Bereiche im Gehirn mit somatotopischer Anord­nung, mit der die Lage von Neu­ronen der relativen Lage der Körper­teile ent­spricht, die sie bei der Informationsverarbeitung repräsentieren. Bei Säuge­tieren und Menschen besitzen sensorischer und motorischer Cortex beider Gehirnhälften eine jeweils somatotopische Anordnung – man spricht auch vom Homonculus oder Menschlein. Gleiches gilt für den Sensorik-Eingangsbereich des Thalamus.

 

  Wiederkehr­ende Aktivitäten führen zu Brückenbildungen und Signalschleifen

   zwischen aktiven Neuronen. Ein Lernprozess setzt ein. Bei Reizen, die

die Be­drohung eines Körperteils signalisieren, erfolgt eine eindringliche

   Aktivierung in Thalamus und Cortex. Wei­tere Neurone, die wegen des

   reflexartig bewegten Körperteils aktiv sind, werden in Signal­schleifen

   einbe­zogen. Agonist-Reflexe bewirken Wechselwirkun­gen mit dem

   jew. entsprechenden Antagonisten der gegenüberliegen­den Kör-

 per­seite. Das führt zu Muskel-Bewegungen und zu beidseitigen

     epikritischen Signalen. Im linken und rechten sensorischen

 Cortex und Thalamus kommt es in der Folge zur Aktivierung

       zueinander passender Neurone, die das spiegelbildlich

 vorhandene Körperteil links und rechts repräsentieren.

 

Der springende Punkt ist, dass sich Signalschleifen zwi­schen beiden Gehirnhälften ausprägen, die bei Bedrohungen wirken und eine Empfindlichkeit der nicht-bedrohten Kör­perseite für differenziertere Reize steuern. Das erst führt zur Fokussierung der Aufmerksamkeit.

 

Lernprozess mit somatotopischer Abbildung spiegelbildlicher Seiten.                                                                             www.integration4.com

 

Keimscheibe erzeugt bereits eine Symmetrieachse

 

 

    

Die Keimscheibe bringt die sog. Primitivrinne und damit eine Abgrenzung von links und rechts hervor. Zwei Mechanismen für die Symmetrie-Entwicklung werden hier vorgeschlagen:

 

(1)   An einem Randpunkt der Keim­scheibe startet die Produk­tion eines Hormons, das Zellen fernhält und Zellteilung verhindert. Es breitet sich geradlinig aus und erzeugt die Primitivrinne. Seine lebenslange Relevanz und gehirn­nahe Pro­duktion in der Zirbeldrüse spricht für Melatonin.

 

(2)   Somiten und Organ-Anlagen differenzieren sich paarig links und rechts und prägen die gegenseitige Steue­rung ihrer Zellteilung über die Symmetrieachse hinweg aus.  Diese Steuerung macht sich die Phasen der Zellteilung zunutze. Vermutet wird, dass für jede Phase sog. Cycline für ein Voranschreiten im Zellzyklus nötig sind. Vor dem Wechsel zu einer nächsten Phase sind Signal­proteine der gegen­überliegenden Seite erforderlich. Diese sollen exklusiv nur bei einem passenden Typ an Organ-Anlage wirken. Dafür ist ein Schlüssel-Schlüsselloch-Mechanis­mus auf Basis von FGF-Signalproteinen vorstellbar.

 

Im Ergebnis werden spiegelbildliche Organ-Anlagen gleich groß, da sie sich im Wachstum gegenseitig synchron steuern.

 

Keimscheibe mit Primitivrinne zeigt erstmals die Ausrichtung der Körpersymmetrie.                                     www.integration4.com

 Erkenntnis ist, dass sich Gehirnhälften als spiegelbildliche Beobachter bei initialen Lernprozessen gegenseitig fokussieren...

Bruno Krüger, im Oktober 2020